Karla Marx, Musikwissenschaftlerin, Vortrag im Rahmen des Kunstprojekts ErinnerungsRÄUME
am 29.06.2022 um 18.30 Uhr in der Stadtkirche
»Im Lager Hersbruck gibt es eine Lagerkapelle aus Häftlingen«, schreibt Gerhard Faul in seinem Buch „Sklavenarbeiter für den Endsieg“. Demnach gab es wohl auch im KZ Hersbruck Musik und Lieder, welche Unaussprechliches vermitteln und uns das unermessliche Leid der Häftlinge verdeutlichen. Nach Hersbruck kamen fortlaufend neue Häftlinge, vor allem aus dem KZ Flossenbürg, aber auch aus anderen KZs wie Dachau, Buchenwald, Groß-Rosen u.a. So werden die dort gesungenen und zum Lagerleben gehörenden Lieder auch im KZ Hersbruck zum Teil bekannt und gesungen geworden sein: Überlebende berichten von polnischen, russischen und italienischen Häftlingsgruppen, in denen Lieder gesungen wurden. Vor allem das Singen stärkte die Widerstandskraft der Häftlinge, gab ihnen einen Teil ihrer Würde und Menschlichkeit zurück, ließ sie sich mit- und untereinander solidarisieren und machte ihr unbeschreibliches Unglück erträglicher! Je nach Funktion kann man folgende Liederkategorien unterscheiden: Lager- und Marschlieder, KZ-Lebensbedingungen beschreibende Lieder, Liebes-, Freiheits-, und auch Kinderlieder. Bis auf die letzte Kategorie werden in meinem Vortrag einige der verstummten Lieder wieder neu erklingen. Auf diese Weise soll und wird den Opfern auch heute erneut Gehör verschafft werden.