Beim jüngsten Treffen des Zweckverbands vhs Hersbrucker Schweiz wehte eine kräftige Brise Wehmut durchs Stadthaus, war es doch die letzte Sitzung mit Karin Richter. Am 30. September verlässt die langjährige Leiterin auf eigenen Wunsch die Erwachsenenbildungseinrichtung im Emil-Held-Haus.
Verbandsvorsitzender Robert Ilg gewann dem „wenig erfreulichen“ Anlass wenigstens einen positiven Aspekt ab: Schließlich ließ Karin Richter durchblicken, dass sie der vhs auch deshalb „Tschüss“ sage, weil sie „die Seiten wechseln“ möchte – und eines Tages vielleicht als Dozentin an „ihre vhs“ zurückkehrt. Trotz dieses „Trostpflasters“ überwiege bei ihm aber die Wehmut, sagte der Hersbrucker Bürgermeister. Er dankte Karin Richter im Namen der vielen Tausend Hörer und Hörerinnen, die sie all die Jahre begleitete, und auch ganz persönlich für die sehr gute Zusammenarbeit mit ihm und dem Zweckverband.
Kaum hatte Karin Richter am 1. November 2000 die Nachfolge von Dr. Ilse Plank angetreten, gestaltete sie den Übergang der bis dahin selbstständigen Volkshochschule Hersbruck in den Zweckverband tatkräftig mit. Anschließend baute die Kunsthistorikerin, die zuvor sechs Jahre das Deutsche Hirtenmuseum geleitet hatte, das vhs-Angebot in allen Bereichen zielstrebig aus – immer einen lebendigen Lern- und Begegnungsort vor Augen, an dem Leitung, Hörer und Dozenten einen persönlichen Umgang miteinander pflegen.
Zwei Schwerpunkte waren die Gesundheitsbildung und die „junge vhs“, die das kleine engagierte Team um Karin Richter Anfang der 2000er mit Kursen nach dem Konzept des Prager Eltern-Kind-Programms (PEKiP), mit Musikgarten-Kursen, Mini- und Maxi-Clubs sowie vielen weiteren Kursen für Kinder und Jugendliche eröffneten. Weitere Meilensteine sind die moderne, mit mobilen Geräten nutzbare Website, die Auftritte auf Facebook und Instagram sowie die jüngst erreichte zweite Zertifizierung nach dem EFQM Excellence-Modell.
Für die Zukunft wünschte er Karin Richter, dass sie sich mit ihrer Entscheidung wohlfühlt und sich darüber freut, nun „die Freiheit zu haben, die Dinge zu tun, die Ihnen Spaß machen“, sagte Robert Ilg. Als Dankeschön für ihre mit viel Herzblut ausgefüllte Arbeit, dank der „unsere vhs exzellent lebensfähig ist“, übergab er ihr einen Blumenstrauß und einen Hersbruck-GUT-Schein.
Die scheidende vhs-Leiterin bedankte sich ihrerseits bei den fast vollzählig anwesenden Bürgermeistern der 13 Mitgliedsgemeinden des Zweckverbandes. Sie wisse, was es heißt, in Zeiten knapper Ressourcen Mittel und Räume für die vhs bereit zu stellen. „Ich bin mit meinen Anliegen immer auf offene Ohren gestoßen, und bei meinen Besuchen in den Rathäusern gab es meist Zeit für einen netten Gedankenaustausch“, sagte sie. Die Arbeit habe ihr viel Spaß gemacht – nicht zuletzt, weil es ihr ein Anliegen ist, Menschen „zu sozial verträglichen Preisen an Bildung heranzuführen“. Genau das werde immer wichtiger.
Ihr Abschied bedeute „mehr Freiheit“ für sie. Nach der Pandemie wolle sie sich neu orientieren und gleichzeitig den Weg frei machen, damit jüngere Hände die mit dem Einstieg in Online- und Hybridkurse begonnene „digitale Transformation“ mit neuen Ideen und frischem Elan vorantreiben – sie könnten diese Aufgabe viel selbstverständlicher angehen als „ich analoger Dinosaurier“.
Ganz so wollte Veldens Bürgermeister und stellvertretender Zweckverbands-Vorsitzender Herbert Seitz das nicht stehen lassen: Mit Blick auf die gestiegenen Hörerzahlen sei der Neustart nach Corona „gut geglückt“. Die vhs Hersbrucker Schweiz sei eine „tolle Einrichtung“, die sich über die Jahre gut entwickelt hat und nun ihren Vorteil als „kleine und schlagkräftige Volkshochschule “ ausspielen könne. Wer die Nachfolge von Karin Richter antritt, steht noch nicht fest.