Oradour sur Glane knüpft freundschaftliche Bande mit Hersbruck
Einen sehr bewegenden Besuch hatte Hersbruck aus Oradour sur Glane. Bürgermeister Philippe Lacroix und Benoit Sadry, einer seiner Stellvertreter und Mitglied im Verein der Märtyrerfamilien waren Gäste der Stadt. Dem Besuch vorausgegangen war der Wunsch nach einer Annäherung an eine Stadt in Mittelfranken.
„Unsere beiden Gemeinden beginnen heute eine Freundschaft, die sich in den kommenden Jahren verfestigen soll mit sportlichen und kulturellen Veranstaltungen und vielfältigen anderen Verbindungen“, schreibt Oradours Bürgermeister in das Goldene Buch der Stadt.
Benoit Sadry ergänzt dazu sehr berührende Worte: „Eine leere Seite, um darauf die Geschichte der aufkeimenden Freundschaft zwischen unseren beiden Städten zu schreiben und die Menschen daran zu erinnern, dass die Zukunft denjenigen gehört, die die längsten Erinnerungen haben! Es lebe die Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern.“
Oradour sur Glane
Die kleine Gemeinde im Nordwesten des Limoges steht für das schlimmste Kriegsverbrechen, das die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg verübte.
Am 10. Juni 1944 fielen Gruppen der SS-Panzerdivision „Das Reich“ auf ihrem Weg nach Norden in die Normandie, in die Stadt ein und verübten ein Massaker unglaublichen Ausmaßes. Nahezu alle Einwohner aus Oradour sur Glane wurden dabei ermordet, die Männer erschossen, die Frauen und Kinder in die Kirche gesperrt und angezündet. 642 Zivilisten, darunter 254 Frauen und 207 Kinder starben. Nur sechs Bewohner überlebten das Massaker.
Noch heute zeugt die zerstörte Stadt von diesem unfassbaren Verbrechen. Nach Kriegsende hat man die Ruinen stehen lassen, hat einen neuen Ort daneben aufgebaut.
In der Nachkriegszeit und bis heute sind die Bewohner des Ortes den Deutschen nicht gerade freundlich gesinnt. Nur im Kleinen hat eine fast lautlose Annäherung durch Personen aus dem Bezirk Mittelfranken stattgefunden.
Bürgermeister Lacroix wagt nun den mutigen Schritt, freundschaftliche Kontakte zu knüpfen.
Eine große Verantwortung für Hersbruck
Die ausgestreckte Hand möchte Bürgermeister Robert Ilg gerne fassen und ist sich der Verantwortung bewusst. Es wäre eine Freundschaft zwischen einer Opfer- und einer Tätergemeinde. Schließlich hatte Hersbruck 1944/1945 ein Außenlager des KZs Flossenbürg, in dem viele starben, darunter auch Menschen aus der Gegend um Oradour.
„Wir werden die nächsten Schritte sehr behutsam angehen und Oradour gibt das Tempo vor“, so der Hersbrucker Bürgermeister. Wenn der Wunsch nach einer dauerhaften Freundschaft aus Oradour komme, dann sei das eine Ehre und ein Geschenk für Hersbruck, das die Stadt nicht zurückweisen werde!
v.l.n.r. Dr. Matthias Rittner (Flossenbürg), Sylvie Feja (Bezirk Mittelfranken), 2. Bürgermeister Peter Uschalt, Landrat Armin Kroder, Benoit Sadry (Oradour), Fritz Körber (Bezirk Mittelfranken),
Bürgermeister Philippe Lacroix (Oradour), Erster Bürgermeister Robert Ilg, Beate Raum (Stadt Hersbruck)