Nach über 165 Jahren Männerchorsingen geht in Hersbruck mit der Auflösung der Sängervereinigung 1857/1884/1925 ein bedeutendes Kapitel zu Ende. Der symbolische Abschluss erfolgte mit der feierlichen Übergabe der Vereinskasse an Ersten Bürgermeister Robert Ilg. Gemäß der Vereinssatzung fällt bei einer Auflösung das Vermögen an die Stadt Hersbruck und soll der sozialen Jugendarbeit zugeführt werden.
Lange Geschichte der Männerchöre in Hersbruck
Der Name “Sängervereinigung Hersbruck” und die Erinnerung an die sieben ehemaligen Männerchöre der Stadt, darunter die Singgesellschaft 1837, Gesellschaft 1856 Eintracht, Bürgergesellschaft 1857, Gehilfenverein 1884, Männerchor Ostbahn 1925 und Chorgemeinschaft 1953, gehören nun der Geschichte an. Schon vor vielen Jahren hat sich gezeigt, dass das Singen im Männerchor nicht mehr auf so viel Interesse stößt wie noch in den 50er/60er Jahren. Nur durch einen mutigen Zusammenschluss von drei verschiedenen Männerchören in den Jahren 1973 und 1983 konnte das Männerchorwesen in Hersbruck aufrechterhalten werden. Zum 150. Vereinsjubiläum im Jahr 2007 berichtete die Hersbrucker Zeitung noch von 35 aktiven Chormitgliedern. Davon waren am Schluss nur noch 11 Sänger übrig, diese im Durchschnitt über 80 Jahre alt. Das veränderte Freizeitverhalten, der demografische Wandel und auch der technologische Fortschritt, der ganz andere Unterhaltungsoptionen bereithält, sind auch der Sängervereinigung zum Verhängnis geworden.
„Wie viele Stunden des Probens sind es wohl in den ganzen Jahren gewesen?“ fragt sich Robert Ilg und markiert einen eher traurigen Termin, da eine Ära zu Ende geht. Er würdigte die Arbeit und das Durchhaltevermögen der Sängervereinigung. Mit dem Ende der großen Veranstaltungen wie Marktplatzsingen, Waldermesse, Deutsche Messe, Bergbauernweihnachten in der Stadtkirche, Advent im Hirtenmuseum und Vereinsfeiern und -fahrten schließt sich ein Kapitel. Die Sängervereinigung Hersbruck hinterlässt ein Erbe, das in Erinnerung bleiben wird, während die Stadt auf die Frage, was Neues entstehen wird, gespannt blickt.
Vereinskasse erhält die Hersbrucker Jugend
In einem letzten symbolischen Akt übergeben Vorstand Hermann Hopfengärtner, Kassier Walter Gubitz und Schriftführer und Liquidator Dieter Stregler bei einem Treffen im Stadthaus die Vereinskasse an die Stadt Hersbruck. Enthalten sind 2.162,44 Euro, die Bürgermeister Robert Ilg gemäß dem Satzungswunsch übergibt an die Jugend der Freiwilligen Feuerwehren Altensittenbach (vertreten durch Markus Werthner) und Hersbruck (Tamara Reif und Selina Tuchbreiter), an die Bereitschaftsjugend des BRK Hersbruck (Kathleen Kischkel und Sandra Mergl), an die Außen-Wohn-Gruppe der Lebenshilfe in Hersbruck (Anargiros Tsoupiridis) und an den Kinderfonds der Stadt Hersbruck (Birgit Meister von der Stadtverwaltung).
Die empfangenden Jugendorganisationen zeigten sich dankbar für die unerwartete finanzielle Unterstützung. Robert Ilg verabschiedete die scheidenden Vereinsvertreter, die sich noch einmal in Schale geworfen hatten mit grauer Weste, weißem Hemd und der bekannten roten Fliege, mit einem herzlichen Dankeschön und der Vergewisserung, dass die Vereinsfahne einen würdigen Platz im Archiv der Stadt Hersbruck gefunden hat.