Erinnerung an Opfer der letzten Kriegstage im April 1945
Am 16. April jährt sich die Befreiung Hersbrucks vom Nationalsozialismus zu 80. Mal. Anlässlich dieses besonderen Datums lenkt die Stadt Hersbruck mit einer Gedenkfeier am Alten Friedhof die Aufmerksamkeit auf eine wenig bekannte Tragödie, die sich gut zwei Wochen vorher, am 1. April 1945, ereignete: Ein Angriff amerikanischer Jagdbomber auf einen Personenzug im heutigen Buchgebiet kostete 60 Männern und Frauen das Leben – der wohl blutigste Ostersonntag der Stadtgeschichte.
Nach Berichten von Zeitzeugen hatte Dekan Hans Monninger in der Friedhofskirche gerade einen sehr gut besuchten Gottesdienst beendet, als die Luftschutzsirene losging und kurz darauf zwei laute Explosionen zu hören waren. Schnell stellte sich heraus, dass bei einem Fliegerangriff auf Höhe des heutigen Finanzamts ein aus Bayreuth kommender, voll besetzter Personenzug von einer Fliegerbombe getroffen worden war. Der vierte Anhänger war völlig zerrissen. 56 Insassen waren auf der Stelle tot, 136 zum Teil schwer verletzt.
Die zu Hilfe geeilten Ärzte, Sanitäter, Rotkreuzschwestern sowie etliche Häftlinge aus dem nahen KZ-Außenlager taten ihr Möglichstes, um die Opfern zu bergen und zu versorgen. Am Ende des Tages waren die Toten im Leichenhaus und der ganzen Friedhofskirche aufgebahrt. Die KZ-Häftlinge mussten für sie ein Massengrab ausheben. Insgesamt fanden dort 81 Opfer von Fliegerangriffen ihre letzte Ruhestätte – darunter 18, deren Identität nicht mehr festgestellt werden konnte.
Erste ökumenische Andacht
Vier Tage später wurden die Toten vom Ostersonntag unter großer Anteilnahme der Bevölkerung von Dekan Monniger und dem katholischen Stadtpfarrer Dr. Wolfgang Zenger bei einer laut Zeitzeugen „zuvor nie gesehenen“ ökumenischen Andacht beerdigt. Auf den Tag genau 80 Jahre später erinnert die Stadt Hersbruck am Samstag, 5. April, um 11 Uhr gemeinsam mit Dekan Tobias Schäfer und Stadtpfarrer Wunnibald Forster bei einer kleinen Gedenkfeier am Massengrab auf dem alten Friedhof an die Opfer von damals. Musikalisch begleitet wird die Feierstunde vom Posaunenchor Hersbruck.
Im Rahmen der Sanierung des Alten Friedhofs haben die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs vor Kurzem den großen Grabstein gereinigt, den Weg gepflastert und die Bepflanzung erneuert, um so der gesamten Grabanlage einen würdevolleren Rahmen zu geben. Immer wieder liegen dort frische Blumen, weiß Zweiter Bürgermeister Peter Uschalt: „Die Opfer des blutigen Ostersonntags sind offenbar nicht vergessen – jetzt wollen wir sie noch einmal auf besondere Weise würdigen.“