Schüler markieren Tatort und gedenken der Opfer
„Erinnern ist wichtig, genauso wie hinschauen und miteinander im Gespräch bleiben“, sagt Stefan Grabe, stellvertretender Leiter des Paul-Pfinzing-Gymnasiums. Genau das ist zentrales Anliegen der Aktion „Tatorte markieren – Menschen (ge)denken“, bei der Schüler des Gregor-Mendel-Gymnasiums aus Amberg und Austauschschüler aus Frankreich einen Teil des ehemaligen KZ-Außenlagers Hersbruck mit einem besonderen Flatterband abgesteckt haben.
Das außergewöhnliche Gedenk-Projekt hat der Landesjugendring Brandenburg in Kooperation mit der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten entwickelt. Es soll Jugendlichen die Gelegenheit geben, sich vor der eigenen Haustür auf Spurensuche nach Orten zu begeben, an denen in der NS-Zeit Menschen ausgegrenzt, gefoltert und ermordet wurden. Und diese dann mit dem grün-weißen Flatterband – das bewusst den Bändern gleicht, mit denen die Polizei Schauplätze von Verbrechen absperrt – sichtbar zu machen, um sich mit den Schauplätzen des NS-Terrors zu beschäftigen und darüber ins Gespräch zu kommen, was hier passiert ist.
Barbara Raub, als Fachschaftsleiterin Geschichte am PPG unter anderem auch für Gedenkstättenpädagogik verantwortlich, kennt das Projekt. Da lag es nahe, ihre in Amberg unterrichtende Schwester Madlen Raub darauf aufmerksam zu machen: Denn die hatte gerade über das EU-geförderte Austauschprogramm „Erasmus +“ eine Klasse aus dem französischen Cherbourg zum Thema „The Duty to remember“ („Die Pflicht zum Erinnern“) zu Gast. Der Schwerpunkt lag dabei auf den unter der Naziherrschaft begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Neben Besuchen im Memorium Nürnberger Prozesse und dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände stand da unter anderem auch der im ehemaligen KZ-Außenlager Hersbruck auf dem Programm.
Als die Schüler mit ihren Lehrkräften das Band nahe des KZ-Dokumentationsorts am Strudelbad anbrachten, waren auch Bürgermeister Robert Ilg und PPG-Direktor Rolf Rosignuolo dabei. „Wir sind hier an einem der wichtigsten Orte der Stadt“, sagte Robert Ilg, „da, wo leider der hässlichste Teil ihrer Geschichte geschrieben wurde.“ Er freue sich trotzdem über das Treffen, weil es junge Menschen aus zwei Ländern zusammenführe, deren Verhältnis lange Zeit alles andere als einfach oder friedlich war.
Begegnungen wie diese zwischen den beiden Schulen tragen dazu bei, dass „wir den Frieden in Europa bewahren können – definitiv“, sagte der Bürgermeister. Auch deshalb sei es für ihn eine große Ehre und zugleich eine große Verantwortung, in wenigen Wochen für die Stadt Hersbruck einen Freundschaftsvertrag mit der Stadt Oradour-sur-Glane unterzeichnen zu dürfen „Das besiegelt eine besondere Verbindung zwischen einer Täter-Stadt und dem Ort, an dem deutsche Soldaten das schlimmste Kriegsverbrechen in Westeuropa während des zweiten Weltkriegs verübten“, erklärte er den Schülern.