„Das kostet richtig Überwindung“, sagt eine Teilnehmerin: Mit Tempo 30 auf eine „Wand“ aus Pappkartons zufahren und erst ein paar Meter davor beherzt das Bremspedal durchdrücken – das ist beileibe nicht jedermanns Sache. Kann aber im Ernstfall Leben retten und gilt daher als „Königsdisziplin“ beim Fahrfertigkeitstraining des Arbeitskreises Seniorenfreundliches Hersbruck. Übungen zum Einparken, (freiwillige) Seh- und Hörtest sowie aktuelle Informationen der Polizei zum Straßenverkehr rundeten die alljährliche Aktion „Mobil bleiben, aber sicher!“ ab.
„Wir möchten dazu beitragen, dass die Teilnehmer ihren Führerschein möglichst lange behalten“, sagt Gerhard Stötzner vom Arbeitskreis. Keinesfalls diene das Training dazu, deren Fahrtauglichkeit zu überprüfen, unterstrich er – auch wenn er dieses Argument immer mal wieder zu hören bekommt. Für den Kurs hatte der Arbeitskreis wie gewohnt eine ganze Reihe Fachleute ins Boot geholt: die Verkehrswacht, Optiker, Akustiker sowie die Fahrschulen Hegel und Hense. Zum Auftakt des Tages begrüßte Gerhard Stötzner Polizeihauptmeisterin Nadine Schwemmer.
Wichtige Tipps von der Polizei
Die sonst für Kindergärten und Schulkinder zuständige Verkehrserzieherin der Polizeiinspektion Hersbruck gab den Teilnehmern allerhand nützliche Tipps an die Hand – egal, ob sie nun zu Fuß, mit dem Rad oder im Auto in der Stadt unterwegs sind. Fußgängern riet sie beispielsweise, die Straße bevorzugt an Zebrastreifen, Ampeln, Querungshilfen („Sprunginseln“) oder bei Fahrbahnverengungen zu überqueren – „zügig und im rechten Winkel“. Wichtig sei es, dabei immer ein wachsames Auge auf Abbieger zu haben.
Das gilt auch für Radfahrer: „Warten Sie lieber, wenn Sie sehen, dass der Lastwagen neben Ihnen rechts abbiegen will“, sagte die Polizeihauptmeisterin. Und beim Linksabbiegen sei es manchmal „einfach eleganter“, einen kleinen Umweg über die nächste Ampel zu nehmen. In den verkehrsberuhigten Bereichen der Innenstadt („Fußgängerzone“) sollte der Drahtesel geschoben werden. Und gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit sollten Radler ganz bewusst helle Kleidung tragen, sagte Nadine Schwemmer.
Autofahrer erinnerte die Verkehrserzieherin an die Gurtpflicht und die richtige Sitzposition: „Zirka 30 Zentimeter Abstand zum Lenkrad und die Hände auf „Viertel vor drei“, dann können Sie leicht nach links oder rechts drehen und immer gut reagieren.“ Wichtig sei auch, auf die Geschwindigkeit zu achten – also weder zu schnell noch zu langsam zu fahren. Und um unnötigen „Stress“ aus dem Weg zu gehen, empfahl sie, den Berufsverkehr zu meiden oder in verkehrsreichen Zeiten eine ruhigere Alternativroute zu nehmen.
Weitere Themen waren Medikamente („Wenn Sie neue bekommen, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, ob sie die Fahrtauglichkeit beeinflussen können.“), Alkohol im Straßenverkehr sowie die anerkannte Tatsache, dass mit zunehmenden Alter Hören, Sehen, koordinative und motorische Fähigkeiten nachlassen. „Seien Sie da ehrlich zu sich“, sagte Nadine Schwemmer. Im Zweifel sei es durchaus möglich, noch einmal ein paar Fahrstunden zu nehmen.
Neuralgische Punkt in Hersbruck
Die Polizistin ging abschließend noch auf zwei „neuralgische“ Punkte in Hersbruck ein. Bei der Einfahrt in den Kreisverkehr gilt: „Der Pkw hat Vorrang“, bei der Ausfahrt dagegen hat „der Fußgänger Vorrang“. Richtig knifflig ist die Verkehrssituation im Lohweg am sogenannten „Pfeiffer’s Eck“: Erst der Fußgängerüberweg, dann die Einmündung der (inneren) Nürnberger Straße. Dort gilt derzeit noch „rechts vor links“, das aber soll sich bald ändern – dann heißt es für die vom Nürnberger Tor kommenden Verkehrsteilnehmer „Vorfahrt achten“. Um diese heikle Stelle gleich ganz zu umgehen, riet Nadine Schwemmer, über die Wilhelm-Ulmer-Straße auszuweichen. „Das mache ich schon lange so“, sagte sie – dort regelt eine Ampel verlässlich den Verkehrsfluss.
Einparken will gelernt sein
Anschließend teilten sich die Teilnehmer in drei Gruppen auf, um mit ihren Begleitern Gerhard Stötzner, Peter Schnellinger und Birgit Wülfert vom Arbeitskreis im Wechsel die drei Kurs-Stationen anzusteuern. Auf dem Busparkplatz am Plärrer wartete der Verkehrswacht-Vorsitzende Bernd Vogel mit Übungen zum Längseinparken auf engstem Raum und beim ein oder anderen längst vergessenen Tricks wie „Spiegel an Spiegel mit dem Nebenauto“ als perfekten Ausgangspunkt.
Die Vollbremsung kostet Überwindung
Auf dem Skaterplatz durften sie, angeleitet von den Fahrlehrern Mladen Tadic und Philipp Bergler von der Fahrschule Hense, mit dem eigenen Wagen einen kleinen Rundkurs absolvieren. Nach einem kurzen Slalomstück folgte die Mutprobe des Tages, als die Kursteilnehmer mit 30 Stundenkilometern auf leere Kartons zusteuern und eine Vollbremsung hinlegen sollten.
Und schließlich ging es zurück in den von der Fahrschule Hegel kostenlos zur Verfügung gestellten Schulungsraum zum freiwilligen Seh- und Hörtest bei den Firmen Optics Seel und Hörgeräte Kind. Dort überreichten dann am Ende Arbeitskreissprecherin Angela Henke, Bernd Vogel und Gerhard Stötzner den Teilnehmer die verdienten Urkunden.