Hochkonzentriert schraubt Markus Bleicher an diesem Samstagnachmittag im Innenhof des Hirtenmuseums an seinem Dyson Staubsauger. Das hochwertige Teil hat den Geist aufgegeben. Aber so ganz wollte er ihn noch nicht entsorgen. Mit Gabi Gleich und Helmut Schimmel vom Reparaturcafe zerlegt er den Motor, der Tisch ist staubig, weil noch Dreck vom Saugen aus dem Gehäuse fällt. Am Ende funktioniert er wieder und Markus Bleicher steckt das Saugrohr sehr zufrieden wieder auf den Motor.
Das Reparaturcafé ging ursprünglich aus der Hersbrucker Zukunftswerkstatt hervor und ist mit den „Neuen Medien“ die letzte noch aktive Gruppe. Mit 10 ehrenamtlichen Helfern allerdings eine sehr rührige Gruppe, die sich einmal im Monat trifft und das repariert, was sonst in unserer Wegwerfgesellschaft auf dem Müll landen würde. Ausgestattet mit allem notwendigen Werkzeug reparieren die Helfer alles, was ins Museum getragen werden kann, von der Kaffeemaschine, Getreidemühlen, Saugrobotern bis hin zu Koffern und Puppen. In der Not hat eine Kundin ihre alte Tischnähmaschine mitunter auf die Schubkarre gepackt und ins Museum gefahren. Die skurrilsten Apparate sind schon dort gelandet, die Helfer scheuen vor nichts zurück.Neuer Leiter für das Reparaturcafé
„Die Freude auf den Gesichtern der Kunden, wenn wir etwas reparieren konnten, ist unbezahlbar“, meint Prof. Willfried Teschke. Er hat vor acht Jahren das Reparaturcafé initiiert und bis heute geleitet. In seine Fußstapfen tritt nun Jochen Liebel, der sich seit zwei Jahren bei der Gruppe engagiert. Er hebt hervor, dass „alle, die hier arbeiten, tun dies ehrenamtlich“. Im ist wichtig, das zu betonen. Die Spenden, die das Reparaturcafé von zufriedenen Kunden erhält, kommen dem Hirtenmuseum zugute und werden in neue Präsentationsobjekte investiert. Mit dem Reparaturcafé fühlt er sich im Museum sehr gut aufgehoben. Bürgermeister Robert Ilg hat sich mit einem großen Dankeschön von Prof. Teschke verabschiedet und wünscht Jochen Liebel weiterhin Durchhaltevermögen und viel Freude beim “gemeinsamen Hobby“. Denn das ist es für viele, die hier ihr Können und ihre Fähigkeiten einbringen und akribisch auf Fehlersuche gehen. Wenn das Problem eines „Patienten“ nicht gleich erkannt wird, dann schauen viele Augen drauf und einer hat dann die Lösung.
Das Reparaturcafé startete am 2. April 2016 seinen ersten Nachmittag. Drei Jahre später, am 13. Juli 2019 verzeichneten die Reparaturhelfer den 500. Besucher. Bis heute sind es insgesamt 906 Personen, die sich Hilfe bei den Reparierern geholt haben und ca. 1100 Geräte oder Gegenstände mitgebracht haben. Ca. 500-600 Geräte konnten vor dem Wegwerfen gerettet werden. Mit einer Erfolgsquote von 50-60% sind die Helfer sehr zufrieden. Bei den restlichen Geräten waren die Eigentümer oft froh zu wissen, dass sie es nach langem Aufbewahren „geprüft“ entsorgen konnten. Das Reparaturcafé öffnet jeden ersten Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr. In der Zeit kann jeder unangemeldet vorbeikommen und sein defektes Objekt mitbringen. Sollte es ein bisschen dauern, bietet das Café Espan im Hirtenmuseum Kaffee und Kuchen an. Dann wird das Reparaturcafé zu einem Ort der Begegnung und des geselligen Austausches.
Die nächsten Reparaturtermine finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.