Am vergangenen Wochenende erhielt die Stadt Hersbruck die traurige Nachricht, dass Robert Hébras verstorben ist.
Robert Hébras war einer der sechs Männer, die das Massaker der Waffen-SS am 10. Juni 1944 in Oradour-sur-Glane überlebten. Nun ist er am vergangenen Samstag, den 11. Februar im Alter von 97 Jahren als letzter Überlebender des Massakers verstorben.
Auf ihrem Weg nach Norden überfielen damals die Truppen die Stadt im heutigen Departement Haute-Vienne und ermordeten insgesamt 643 Einwohnerinnen und Einwohner. Die SS-Soldaten hatten das Dorf innerhalb weniger Stunden ausgelöscht. Frauen und Kinder sperrten sie in eine Kirche ein und zündeten diese an. Die Männer wurden erschossen. Hébras überlebte: Er blieb unter den Leichen seiner erschossenen Freunde liegen.
Die Ruinen des damals zerstörten Ortes sind heute eine Gedenkstätte, durch die Robert Hébras immer wieder Besucher geführt hat. Er setzte sich seit Ende des zweiten Weltkrieges für die Versöhnung ein und engagierte sich für die deutsch-französische Jugendbewegung.
Er schloss Freundschaften in Deutschland, obwohl viele Jahre in Oradour-sur-Glane keiner etwas mit den Deutschen zu tun haben wollte.
Erst der Generationenwechsel der letzten Jahre brachte dort einen Aufbruch. Der Ort, im Kontakt mit dem Bezirk Mittelfranken, äußerte den Wunsch Kontakt mit einer hiesigen Kommune aufzubauen. Durch das ehemalige KZ (Täterort) war Hersbruck in die engere Wahl gefallen. Erste gegenseitige Besuche haben im vergangenen Jahr bereits stattgefunden.
Dabei hat Erster Bürgermeister Robert Ilg Robert Hébras kennengelernt.
„Für mich war er eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten, die ich kennengelernt habe“, meint der Bürgermeister. Seine Offenheit und seine Herzlichkeit hätten ihn tief berührt. Trotz seines hohen Alters habe er den Blick nach vorne gehabt. Auf seine Frage, warum er sich derart für Versöhnung engagiere, obwohl er doch so großes Leid erfahren habe, antwortete Hébras ihm: „Weil es not-wendend ist.“ Bei dem Besuch in Oradour hat sich Hébras ausdrücklich für eine Partnerschaft der beiden Orte ausgesprochen.
„Ich möchte nicht sterben, ohne dass ich die Sicherheit habe, dass es eine deutsch-französische Freundschaft gibt.“ Das sagte er im Jahr 2014 bei einem Besuch in Dachau zusammen mit einer Gruppe von Radsportlern, die eine „Tour der Versöhnung“ absolviert hatten. Eine offizielle Partnerschaft mit Hersbruck hat er nicht mehr miterlebt. Aber er hat die Anfänge noch mit großem Interesse begleitet.
Die Beerdigung von Robert Hébras ist am kommenden Freitag. Zum Begräbnis wird eine Delegation aus Mittelfranken, mit Bezirkstagspräsident Armin Kroder an der Spitze, nach Frankreich reisen. Auch Erster Bürgermeister Robert Ilg wird ihm am Grab die letzte Ehre erweisen.
Das Foto zeigt die deutsche Delegation zusammen mit Robert Hébras im vergangenen Jahr in Oradour.